Ein Klärwerk für die Autobahn
Verkehrssicherheit trifft Gewässerschutz: Bei der Sanierung der A23 im unmittelbaren Einzugsbereich eines Wasserschutzgebiets wurde mit dem Stormclean-System von Aco eine mehrstufige Regenwasserbehandlung in das Entwässerungssystem integriert.

Autobahnen zählen zu den anspruchsvollsten Infrastrukturprojekten: Sie müssen nicht nur starken Verkehrsströmen standhalten, sondern auch große Mengen an Niederschlägen sicher ableiten. Befindet sich die Trasse in der Nähe eines Wasserschutzgebietes, erhöhen sich die Anforderungen noch einmal deutlich. Ohne eine effiziente Behandlung des Regenwassers können Schadstoffe – von Reifenabrieb bis hin zu Schwermetallen – Gewässer, Böden und Grundwasser gefährden. Als Stand der Technik gelten deshalb zunehmend die neuen Regelwerke DWA-A 138-1 und DWA-A 102 – so auch bei der Sanierung der A23 zwischen Heide-Süd und Heide-West.
Schleswig-Holstein deckt seinen Trinkwasserbedarf – rund 200 Mrd. Liter pro Jahr – vollständig aus Grundwasservorräten. Um die wertvolle Ressource dauerhaft schützen, sind im nördlichsten Bundesland zahlreiche Wasserschutzgebiete ausgewiesen. Eine dieser sensiblen Schutzzonen erstreckt sich westlich der Stadt Heide im Landkreis Dithmarschen. Nicht weit davon entfernt, im unmittelbaren Einzugsgebiet, verläuft die Bundesautobahn 23. Als zentrale Verkehrsachse verbindet die sogenannte Westküstenautobahn den Norden Schleswig-Holsteins mit der Metropole Hamburg. Seit Oktober 2024 wird ein rund 4 Kilometer langer Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Heide-Süd und Heide-West in beiden Fahrtrichtungen grundhaft saniert und dabei unter anderem der Fahrbahnaufbau und die Entwässerung komplett erneuert.

Strenge Vorgaben im Wasserschutzgebiet
Im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit, eine bedarfsgerechte Dimensionierung der Reinigungsmodule sowie effiziente Abläufe beim Einbau und bei der späteren Wartung setzte sich die integrierte Lösung des WaterTech-Unternehmens Aco durch. „Mit der Kombination aus Monoblock-Rinnen und Stormclean-Filtern können wir eine komplette Entwässerungs- und Reinigungslösung aus einer Hand bereitstellen“, so Lucas Jäde, Projektleiter Umwelttechnik bei Aco.

Safety first: Regenwasserbehandlung auf hohem Niveau
Durch die Kombination von Sedimentation und Substrat-Filter entfernt der Stormclean zuverlässig abfiltrierbare Stoffe, Schwermetalle und Leichtflüssigkeiten aus den Oberflächenabflüssen. Anschließend wird das gereinigte Wasser über einen naturnahen Entwässerungsgraben der Vorflut zugeführt, wo dieses auch teilweise versickern kann. Um die sensiblen Grundwasserressourcen auch im Havariefall zu schützen, greift hier noch eine weitere Sicherheitsstufe: Ein Absperrschieber verschließt die Anlage bei einem Unfall mit Gefahrstoffen oder beim Einsatz von Löschwasser, sodass kontaminiertes Wasser temporär im System zurückgehalten und fachgerecht entsorgt werden kann.
Passgenau für jede Anschlussfläche
Die kompakte Bauweise der Stormclean-Elemente bringt gleich mehrere Vorteile mit sich, die sowohl beim Einbau als im laufenden Betrieb zum Tragen kommen. „Anstelle massiver Rechteckbecken setzen wir auf kompakte Rundbehälter, die kleinere Baugruben erfordern, erheblich leichter sind und sich unkompliziert mit Mobilbaggern einbauen lassen“, erläutert Lucas Jäde. Ebenso smart ist die Verbindung zwischen Rohranschluss und Reinigungsmodul. Oft ist hier ein zusätzlicher Absturz vor dem Filtersystem erforderlich, was zu einem großen Höhenversatz in der Zulaufleitung führt. Beim Stormclean kann auf den Absturz verzichtet werden, da hier der interne Höhenversatz von lediglich 25 cm auch ohne zusätzliche Fallhöhe ausreicht, um die Funktion des Systems zu gewährleisten. Die Baugrube muss nicht weiter vertieft werden, wodurch sich Bauzeit und Maschineneinsatz spürbar verkürzen. Weniger Bodenaushub bedeutet zugleich weniger Grundwasserabsenkung und eine effizientere Wasserhaltung – gerade in der Nähe von Wasserschutzgebieten ein wichtiger Faktor, da jeder Eingriff genehmigungspflichtig ist und die Bauzeit verlängern kann.

Ein entscheidender Pluspunkt liegt in der Vielseitigkeit der Stormclean-Produktfamilie: Durch ein abgestuftes Angebot an Behältervarianten, das auch Zwischengrößen umfasst, lässt sich das System passgenau für Anschlussflächen von 500 bis 3.000 Quadratmetern dimensionieren. Auch das spart Platz und senkt gleichzeitig die Kosten für das Substrat – und das nicht nur einmalig, sondern dauerhaft beim turnusmäßigen Austausch.
Hightech, Kosteneffizienz und Ressourcenschutz im Einklang
Das Zusammenspiel von technologischer Innovation, Kosteneffizienz und Ressourcenschutz macht den besonderen Charakter des Entwässerungsprojekts aus und könnte Maßstäbe für künftige Sanierungen in sensiblen Schutzgebieten setzen: „Nach dem Vorsorgeprinzip dürfen weder das Grundwasser noch Oberflächengewässer durch Einleitungen beeinträchtigt werden“, erläutert Frank Ricke, Leiter der Außenstelle Rendsburg bei der Autobahn GmbH des Bundes. „Dies gilt im besonderen Maße für stark belastete Abflüsse von Autobahnen. Deshalb haben wir uns in enger Abstimmung mit den Wasserbörden für eine mehrstufige Vorbehandlung und Reinigung des Niederschlagswassers entschieden – ein Ansatz, der hier erstmals umgesetzt wird. Alternative Lösungen wie zusätzliche Leitungen oder Regenrückhaltebecken wären erheblich aufwendiger gewesen und hätten tief in den Raum eingegriffen. So konnten wir den Schutz der Wasserressourcen sichern und zugleich eine wirtschaftlich tragfähige Lösung realisieren.“
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DWA-A 138-1: Ein neuer Standard für den Grundwasserschutz
Mit dem Arbeitsblatt DWA-A 138-1 hat die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) im Oktober 2024 den Stand der Technik zur Versickerung von Niederschlagswasser neu gefasst. Erstmals gilt die Pflicht zur Vorbehandlung nicht mehr nur für stark belastete Flächen, sondern für sämtliches Regenwasser. Damit reagiert die DWA auf das geschärfte Bewusstsein für die Risiken von Mikroschadstoffe, die auch in vermeintlich sauberen Abflüssen auftreten können. Vorgesehen sind je nach Standort unterschiedliche Reinigungsverfahren – von belebten Bodenzonen über Filterrigolen bis hin zu technischen Sedimentations- oder Filtrationsanlagen. Das Arbeitsblatt enthält zudem detaillierte Vorgaben zu Planung, Bemessung, Bau und Betrieb von Reinigungsanlagen – unter Berücksichtigung von Bodenbeschaffenheit und Grundwasserstand.
Quelle: Aco
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