Duisburg denkt multifunktional
Duisburg möchte eine Schwammstadt werden. In Neubaugebieten soll Niederschlagswasser künftig vollständig an der Oberfläche abgeleitet, gespeichert, versickert und – nach dezentraler Vorbehandlung – möglichst direkt einem Vorfluter zugeführt werden. Die wassersensible Stadtentwicklung ist in vollem Gange – zum Beispiel mit multifunktionalen Flächen.


Schmies.eu Vakuumsaugfässer im Anhängerformat
Vakuumsaugfässer von Schmies.eu: robust, flexibel und - auf Wunsch - auch in kippbarer Ausführung. Die clevere Alternative zum Großfahrzeug.
Zwei zentrale Prinzipien sollen die zukünftige Infrastruktur bestimmen:
- Umsetzung des Schwammstadt-Prinzips auf öffentlichen und privaten Grundstücken
- oberirdische Rückhaltung über multifunktionale, befestigte Wasserplätze
Das bestehende Mischwasserkanalnetz verursacht bei Sanierungen erhebliche Eingriffe in Straßen und Verkehr. Ziel ist, solche Tiefbaumaßnahmen stark zu reduzieren, indem das bestehende Kanalnetz überwiegend erhalten und auch hier oberirdisch ergänzt wird. Dieses zweite Ableitungssystem auf der Oberfläche soll hydraulische Defizite ausgleichen und Niederschlagswasser gemäß LWG NRW oberflächennah versickern oder ableiten.
Dazu werden u.a. folgende Elemente benötigt:
- Rinnensysteme zur oberflächennahen Ableitung (Linienelemente)
- Wasserplätze zur Zwischenspeicherung (Punktelemente)
Ein oberirdisches Ableitungssystem bietet weitere Vorteile:
- höhere Aufenthaltsqualität und moderne Stadtgestaltung
- Klimaanpassung durch höhere Verdunstung und Hitzereduzierung
- multifunktionale Nutzung der Rückhalteflächen
- Nutzung von Niederschlagswasser zur Bewässerung von Stadtgrün

Beispiel Wasserplatz im Neubaugebiet
Im Neubaugebiet „Am alten Angerbach“ wurde ein erster Wasserplatz gebaut. Das Gebiet im Süden Duisburgs wurde als Null-Abfluss-Gebiet konzipiert. Auf 17 ha Baufläche stehen rund 1,5 ha Grün- und Versickerungsflächen zur Verfügung (ca. 9 %). Angesichts der hohen Hitzeintensität Duisburgs (41,2 °C) und wiederkehrender Starkregenereignisse war eine klimaresiliente Entwicklung zwingend erforderlich.
Ziel war es, das gesamte Niederschlagswasser im Gebiet zu behandeln, abzuleiten, zu versickern und in den Angerbach zu führen – ohne zusätzliche Belastung der Kläranlage. Da das Gebiet in einer Wasserschutzzone liegt und der „Alte Angerbach“ nur geringe Abflusskapazitäten hat, wurde eine Einleitbegrenzung auf 45 l/s festgelegt (ca. 5 l/s/ha). In einem Großteil des Gebietes erfolgt die Ableitung der Grundstücke über die Oberfläche oder über offene und geschlossene Entwässerungsrinnen in Versickerungsanlagen. Wo eine oberirdische Ableitung des Niederschlagswassers nicht möglich war, wurden einzelne Regenwasserkanäle mit Stauraumkanal gebaut.
Durch die Lage des Baugebietes in einer Wasserschutzzone sowie das Einleiten des Niederschlagswassers in einen Vorfluter und das Grundwasser gab es hohe Anforderungen an den Umweltschutz. Diese Anforderungen konnten mit der Entwicklung des modifizierten Trennsystems mit der Entwässerung über die Oberflächen, den Einsatz von Lamellenklärern und das Versickern über die belebte Bodenzone erfüllt werden.

Ein Testfeld mit drei verschiedenen Baumrigolen-Systemen ergänzt das Trennsystem. Die Auslegung erfolgte für Starkregen mit einer Wiederkehrzeit von 30 Jahren. Diese können schadlos zurückgehalten und gedrosselt abgeleitet werden können. Erste praktische Erfahrungen deuten darauf hin, dass auch höhere Regenereignisse beherrscht werden.
Alle öffentlichen Flächen im Neubaugebiet sind multifunktional nutzbar und dienen bei Trockenwetter als Erholungs- und Begegnungsräume. Der Wasserplatz soll ganzjährig nutzbar bleiben – etwa für Flohmärkte, Feste, Martinsumzüge oder zum Spielen. Daher wurde er als versiegelte, barrierefreie Fläche mit moderaten Neigungen gestaltet. Er nimmt das Niederschlagswasser der Kita-Dächer, der verkehrsberuhigten Straßen und des Platzes auf und verfügt über ein oberirdisches Rückhaltevolumen von ca. 70 m³.
Der Wasserplatz ist in zwei Retentionsflächen aufgeteilt, über die das Wasser über Straßenabläufe in einen Stauraumkanal geleitet, dort behandelt und gedrosselt in den Vorfluter abgegeben wird. Eine Drossel begrenzt den Abfluss auf 1 l/s. Dadurch ist der Platz nach Starkregenereignissen schnell wieder voll nutzbar und dient sowohl der Regelentwässerung als auch dem Überflutungsschutz – mit Vorbildfunktion für weitere Projekte.
Weiterentwicklung: 6-Seen-Wedau und Bestand
Der Wasserplatz dient als Blaupause und Reallabor für weitere Wasserplätze in Duisburg. Die im Projekt gewonnenen Erfahrungen fließen unmittelbar in den Wasserplatz des Neubaugebiets 6-Seen-Wedau ein. Dieser wird ein Rückhaltevolumen von ca. 205 m³ aufweisen und als tieferliegender Retentionsraum gestaltet. Er soll Überflutungen in anderen Bereichen vermeiden und in Trockenzeiten als Aufenthaltsplatz dienen.

Die Erfahrungen bei Planung und Bau der Wasserplätze im Neubau leisten auch einen wertvollen Beitrag zur blau-grünen Umgestaltung im Bestand. So werden die Elemente entwickelt, die auch zur Schwammstadtgestaltung im Bestand benötigt werden. Das ist umso wichtiger, als dass die Bebauungsplangebiete nur etwa 1 % der Duisburger Stadtfläche ausmachen. Damit Duisburg insgesamt zur Schwammstadt wird, müssen auch die bestehenden Quartiere und Grundstücke zukünftig entsprechend angepasst werden.
Rohrpost abonnieren!
Wir graben für Sie nach Neuigkeiten. Die Ergebnisse gibt es bei uns im Newsletter.
Jetzt anmelden!


Video zum Projekt:
Neueste Beiträge:
Meistgelesene Artikel
Jetzt Ausschreibungen finden
Wählen Sie eine Leistungsart, die Sie interessiert.


Bau


Dienstleistung


Lieferung
Verwandte Bau-Stichworte:
Top Bau-Stichworte:
Jetzt zum Newsletter anmelden:
Leitungsbau, Kanalsanierung, Abwasser – erfahren Sie das wichtigste rund ums Thema unterirdische Infrastruktur.






