DIN 3603 bringt Sicherheit in der Druckrohrsanierung
Wer in den letzten Jahren eine Druckrohrleitung sanieren wollte, stand vor einem Problem: Es fehlte der Nachweis, dass das sanierte Leitungssystem auch langfristig den Belastungen durch Druckstöße standhält. Die Folge waren Unsicherheit bei Netzbetreibern, Zurückhaltung bei Sanierungsentscheidungen und im schlimmsten Fall teure Schäden. Jetzt, wo viele Leitungen in die Jahre kommen und das Ende ihrer technischen Nutzungsdauer erreichen, bringt eine neue Norm Sicherheit.


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Während die Sanierung von Freispiegelleitungen längst Routine ist, zeigt sich die Druckrohrsanierung als technische Herausforderung. Neben der oftmals schwierigen Zugänglichkeit müssen Sanierungssysteme in die bestehende Altrohr-Infrastruktur dauerhaft eingebracht werden. Es stellt sich jedoch immer die Frage, wie sich ein saniertes Rohr mit seinen Einbindungen unter Druckstoßbelastung verhält.
Druckstöße in Abwasser- und Trinkwasserleitungen entstehen durch plötzliche Änderungen im Betriebsdruck. Sie erzeugen komplexe Spannungen insbesondere an den Rohrverbindungen. Solche Belastungen lassen sich weder einfach berechnen noch mit klassischen Prüfverfahren zuverlässig simulieren.
Technische Regelwerke wie die GSTT-Information 20-2 und das RSV-Regelwerk 1.2 empfehlen zwar, den Nachweis der Druckstoßbeständigkeit mittels Druckrohrlastwechseltest (DLT) zu erbringen. Eine Norm zur Durchführung entsprechender Prüfungen fehlte jedoch bisher. Für Netzbetreiber bedeutete das eine erhebliche Unsicherheit und nicht selten fiel die Entscheidung daher gegen eine Sanierung.
Neue Norm DIN 3603 bringt System in die Prüfung
Mit der neuen DIN 3603 „Prüfverfahren für zyklische Lastwechselinnendruckprüfungen für die Renovierung und Reparatur von Abwasserdruckleitungssystemen“ liegt nun erstmals ein normatives Prüfverfahren vor.
Die Norm beschreibt eine „Systemprüfung“. Bei einer Systemprüfung wird nicht nur das Rohrmaterial getestet, sondern das komplette System inklusive aller zugehörigen Systemkomponenten wie z. B. Flansche und Endmanschetten. Darüber hinaus bietet sich mit dem System auch die Prüfung von Reparatursystemen an.
„Das Verfahren ist auf unterschiedliche Werkstoffe und Belastungssituationen anwendbar, also auch auf Bögen, Seitenzuläufe und Verbindungen“, erklärt Andreas Haacker von Siebert + Knipschild. „Damit erhält der Auftraggeber die Sicherheit, dass das System genauso geprüft wird, wie es später im Bauprojekt eingesetzt wird.“
Prüfung der Druckrohre im Labor auf Herz und Nieren
Ein Blick ins Prüflabor von Siebert + Knipschild zeigt, wie die Theorie zur Praxis wird. Hier steht die eigens entwickelte DLT-Prüfanlage.
Sie simuliert durch wiederholte, schnelle Wechsel zwischen Unter- und Überdruck – wie in Abbildung 2 und 3 dargestellt – die realen Betriebsbedingungen einer Leitung. So lassen sich Druckstöße im Worst-Case-Szenario realitätsnah abbilden.


„Wir können so Situationen nachbilden, die in der Praxis auftreten und über die Lebensdauer einer Leitung entscheiden“, erklärt Andreas Haacker. „So bekommt der Auftraggeber ein hohes Maß an Sicherheit, dass das System den geforderten Lasten dauerhaft standhält.“
Druckrohrsanierung wird planbar
Die Systemprüfung nach DIN 3603 macht damit nachweisbar, was bisher schwer belegbar war.
Für die Praxis bedeutet das in mehrfacher Hinsicht ein deutliches Plus an Sicherheit:
- Netzbetreiber erhalten die Gewissheit, dass ihre sensiblen Druckleitungssysteme auch nach einer Sanierung langfristig zuverlässig funktionieren und nicht erneut zum Sanierungsfall werden.
- Ausführende Unternehmen können sicher sein, dass das eingesetzte System unter realitätsnahen Bedingungen geprüft wurde. Das reduziert das Risiko von Reklamationen und Nachbesserungen erheblich.
- Systemanbieter haben die Möglichkeit ihre Systeme bzw. Prototypen im Rahmen der Produktentwicklung bereits im Vorfeld unter realitätsnahen Bedingungen zu testen.
- Auch Hersteller von Produkten können sich besser gegen spätere Regressforderungen absichern, insbesondere weil viele Schäden in Druckrohrsystemen erst Jahre nach der Sanierung auftreten und sich dann zu erheblichen Forderungen summieren können. Neben den wirtschaftlichen Risiken steht dabei auch der Ruf der eingesetzten Produkte und Technologien auf dem Spiel, was sich durch die Prüfung abwenden lässt.
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Insgesamt schafft die DIN 3603 eine neue Grundlage für Vertrauen und Verlässlichkeit in der Druckrohrsanierung. Sie eröffnet die Chance, diesen bislang schwierigen Sanierungsbereich stärker zu etablieren und damit auch wirtschaftlich tragfähiger zu machen. Davon profitieren am Ende nicht nur die Beteiligten in Planung, Ausführung und Betrieb, sondern auch die Umwelt und die Gebührenzahler. Denn eine langlebige, sichere Infrastruktur bedeutet weniger Eingriffe in bestehende Systeme, weniger Ressourcenverbrauch und geringere Kosten – womit auch die Anforderungen an die Nachhaltigkeit erfüllt werden.
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Quelle: Siebert
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