Mit dem PV5 bringt Kia einen neuen Elektrotransporter auf den Markt, der zwischen Lieferwagen und kompaktem Transporter positioniert ist – und das mit cleveren Details für Handwerk und GaLaBau. Der E-Van punktet mit niedriger Ladekante, durchdachter Raumnutzung und erstaunlich leiser Laufkultur. Trotz moderater Nutzlast und überschaubarer Ladebreite zeigt der PV5, dass Effizienz, Komfort und Alltagstauglichkeit auch im elektrischen Transportsegment kein Widerspruch sein müssen.
Kia PV5: kompakte Karosserie, markante Erscheinung. | Foto: Randolf Unruh
Zäumen wir das Pferd, oder hier den Kia PV5, mal von hinten auf. Schließlich wird der Neue wie jeder Transporter zunächst wegen seiner Eigenschaften als Frachter ausgewählt. Mit 4,7 Meter Länge und einem Laderaum von 4,4 Kubikmeter siedelt der Van sich zwischen klassischen Segmenten wie Lieferwagen und kompakten Transportern an. Wer mehr benötigt, wählt ab dem kommenden Jahr die Hochdachvariante mit fünf Kubikmetern. Türen auf – rechts passt keine Europalette durch, hinten wegen allerhand Einbauten rund um die Radkästen nur längs. Aber diese Ladungsträger sind im Galabau auch nicht unbedingt das Maß der Dinge. Und wer’s anders sieht, der überbaut die Engstelle. Prächtig ist dagegen die niedrige Ladekante des Kastenwagens von kaum mehr als 400 Millimetern. Und die Nutzlast? Mit der größeren von zwei Batterien (Kapazität 71,2 kWh) um die 650 Kilo. Aber da lässt sich was drehen. Kompaktere Batterie (51,5 kWh), kleinerer E-Motor mit 89 statt 120 kW, schon springen zwei Zentner mehr Nutzlast heraus. Und der Netto-Preis sinkt auf knapp 33.000 Euro.
Kia PV5: Durchdachtes Cockpit mit vielen Ablagen
Erste gründliche Begegnung: Kia PV5 als Kastenwagen mit großer Batterie und kräftigem E-Motor. | Foto: Randolf Unruh
Also wie hinein in die gute Stube, die trotz sehr großer Fensterflächen und niedriger Gürtellinie etwas düster wirkt. Satt fallen die breiten Türen mit ihren handfesten Griffen ins Schloss. Die Hand streicht über leicht genarbte Materialien – Transporter-Qualität. Die Zweier-Besatzung nimmt auf angenehmen Sitzen Platz, Bewegungsfreiheit gibt es selbst für Riesen genug. Die Option Beifahrer-Doppelsitz folgt im kommenden Jahr. Auffallend sind die zahlreichen Ablagen. Zu den üblichen Fächern in Armaturentafel und Türen gesellen sich eine Mittelkonsole sowie Stauräume in den Sitzkonsolen und sogar unter Bodendeckeln. Das kleine Lenkrad liegt gut in der Hand. Schlüsselloser Start und elektronische Feststellbremse sind selbstverständlich – moderne Zeiten. Sitz, Lenkrad und Spiegel einstellen, Fahrtrichtung per Lenkstockhebel wählen, auf geht‘s.
Starker Antrieb, faire Preise beim Transporter
Laderaum mit schlanker Schiebetür, extrem niedriger Ladekante und störenden Einbauten um die Radkästen. | Foto: Randolf Unruh
Der Testwagen gehört zur Komplettbestellung „einmal mit allem“. Das heißt vorn angesiedelter E-Motor mit 120 kW Leistung und 250 Nm Drehmoment und die große Lithium-Ionen-Batterie. Macht in der mittleren „Plus“-Ausstattung einen Listenpreis von netto 36.811 Euro. Ein faires Angebot, zum Beispiel im Vergleich zum direkten Wettbewerber VW ID. Buzz Cargo. Im Laderaum des Testwagens ruhen 400 Kilogramm Ballast. Hinzu kommen Fahrer und Beifahrer, ebenfalls recht gewichtig. Gelassen setzt sich der so befrachtete Kia in Bewegung, egal in welchem der drei Fahrprogramme, ausgesucht per Tastendruck unterhalb der Lenkrad-Prallplatte. Kein Transporter für die schnelle Hatz, ein eher ruhiger Zeitgenosse, der keinen Krawall provoziert. 135 km/h läuft der Kia maximal, das passt für einen E-Transporter. Die Rekuperation, gewählt per Schaltpaddel, differiert zwischen leichtfüßigem Dahingleiten und Ein-Pedal-Modus.
Angenehm leise und komfortabel unterwegs
Laderaum mit schlanker Schiebetür, extrem niedriger Ladekante und störenden Einbauten um die Radkästen. | Foto: Randolf Unruh
Zum gepflegten Antritt gesellt sich ein sanftmütiges Fahrverhalten. An Bord herrscht Ruhe: Wegen des leisen E-Antriebs, den geringen Fahrwerksgeräuschen und einer Akustikverglasung der Türscheiben. Die Vorderachse mit sportlicher Doppelquerlenker-Aufhängung – passt, weil vorn die E-Antriebseinheit wenig Platz benötigt – bügelt Fahrbahnunebenheiten ebenso glatt wie die schraubengefederte Verbundlenker-Hinterachse. Auch schlängelt sich der Transporter mit 11,7 Meter Wendekreis recht behände durch Engstellen.
Gedeiht die grüne Branche?
Aktuelle Nachrichten zu den Entwicklungen im GaLa-Bau erfahren Sie in unserem Newsletter.
Um Ihre Anmeldung zum kostenlosen Newsletter abzuschließen, bestätigen Sie bitte die Mail, die Sie in Kürze von uns bekommen.
Moderne Technik mit cleveren Details
Weniger begeistert zunächst die Sicht durch die Außenspiegel, beide ohne Weitwinkelfeld. Doch beim ersten Blinken folgt die Überraschung: Der Kia blendet ein Bild der entsprechenden Seite ins kompakte Instrumentenfeld vor dem Fahrer ein – der tote Winkel ist passé. Der Monitor ist angefüllt mit allerhand Zahlen, wirkt daher ein wenig überfrachtet. Dann hätten wir da noch in der Mitte einen üppigen 12,9-Zoll-Monitor.
Aerodynamik trifft auf Effizienz
Eine groß gewachsene Zweierbesatzung kommt in der Kabine gut unter. Der Doppelsitz folgt. | Foto: Randolf Unruh
Ein Rundgang um die Karosserie schließt die erste gründliche Begegnung mit dem Kia PV5 Cargo ab. Unverwechselbar und etwas grimmig schaut der Transporter mit seinen stabförmigen Tagfahrleuchten und dem rechteckigen Grill in die Transporterwelt. Die mehrteilige Frontpartie ist reparaturfreundlich, Radläufe und Flanken sind gut geschützt. Ein Transporter aus dem Windkanal, von der variablen Kühlerjalousie über weit nach vorn gezogene A-Säulen bis zur glatten Karosserie. Kia nennt einen ausgezeichneten Luftwiderstandsbeiwert von cw=0,286, wichtig für Stromverbrauch und Reichweite. Sage keiner, das sei für die Branche mit viel Kurzstrecke nicht wichtig. Heizung in der kalten Jahreszeit, viel Ballast, auch mal ein Anhänger – mehr als eine Dreivierteltonne sind zunächst nicht drin – das nagt an den Stromreserven. Gut zu wissen: Neben der Aerodynamik senkt auch eine Wärmepumpe den Verbrauch.
Und dann wäre da ein Blick in die nahe Zukunft. 2026 folgt eine 20 Zentimeter knappere Kurzausgabe und sogar ein Fahrgestell mit Fahrerhaus. Und 2027 der größere und gewichtigere Kia PV7, die es mit den Klassikern der kompakten Transporter aufnehmen will. Die Kia PV5 fängt gerade erst an.
Kia PV5 Cargo: Neuer Elektrotransporter mit Platz, Komfort und leiser Kraft: Weitere Bilder
+ 2 Bilder
Eine groß gewachsene Zweierbesatzung kommt in der Kabine gut unter. Der Doppelsitz folgt. | Foto: Randolf Unruh
Reichlich Zahlen im kompakten Instrumentenmonitor. In der Mitte gibt’s noch einen üppigen 12,9“-Bildschirm. | Foto: Randolf Unruh
Vorn 120-kW-Elektromotor samt Vorderradantrieb, komprimiert tief unter der kleinen Frontklappe. | Foto: Randolf Unruh