Wachstum braucht klare Weichenstellungen
Der Bau-Ausblick 2026 zeigt: Das nächste Jahr bringt wichtige Veränderungen für die mittelständische Bauwirtschaft. Welche Weichen jetzt gestellt werden müssen und warum das Jahr entscheidend werden kann, erläutert BVMB-Geschäftsführer Michael Gilka.

Das Jahr 2026 beginnt für die mittelständische Bauwirtschaft mit großen Erwartungen – und ebenso großen Herausforderungen. Zwar hat sich die Baukonjunktur nach den tiefgreifenden Einschnitten der vergangenen Jahre partiell stabilisiert, doch viele der strukturellen Probleme, die bereits 2025 unübersehbar waren, bestehen fort. Gleichzeitig eröffnen neue Reformimpulse im Planungs-, Genehmigungs- und Bahnsektor Chancen für mehr Dynamik. Eines bleibt unverändert: Ohne eine starke, investitionsfähige und moderne mittelständische Bauwirtschaft wird die wirtschaftliche Erholung Deutschlands nicht gelingen.
Planung: Beschleunigung muss umgesetzt werden
Ein zentrales Thema bleibt die Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung. Eine echte Beschleunigung kann nur durch verlässliche Strukturen, ausreichende Ressourcen und klare Ziele erreicht werden. 2025 wurde hierfür ein Fundament gelegt – nun muss 2026 das Jahr der konsequenten Umsetzung werden. Entscheidend ist die Abkehr von der starren Jährlichkeit der Haushalte. Überjährig finanzierte Investitionsprogramme würden Unternehmen die Planungssicherheit geben, die sie benötigen, um Maschinenparks zu modernisieren, Innovationen voranzutreiben und dringend benötigtes Personal aufzubauen. Solange diese strukturellen Reformen ausbleiben, werden politische Beschleunigungsversprechen wirkungslos bleiben.
Infrastruktur: Neues Gesetz mit Potenzial
Wesentliche Impulse verspricht das Infrastruktur-Zukunftsgesetz, das zentrale Forderungen der mittelständischen Bauwirtschaft aufgreift. Die Einstufung bedeutender Verkehrsinfrastrukturprojekte als Vorhaben im überragenden öffentlichen Interesse ist ein wichtiger Schritt hin zu schnelleren und rechtssicheren Entscheidungen. Ebenso richtungsweisend sind die Vereinheitlichung des Planungsrechts über alle Verkehrsträger hinweg, vereinfachte Genehmigungen samt vorläufiger Anordnungen für frühere Baubeginne, die Digitalisierung der Verfahren inklusive verbindlicher Fristen sowie ein praxisnaher Ansatz im Natur- und Artenschutz mit standardisierten Vorgaben. Werden diese Maßnahmen 2026 konsequent umgesetzt, kann die dringend benötigte Planungssicherheit entstehen, die Investitionen auslöst und Baukapazitäten nachhaltig stärkt.
Bürokratie: 2026 muss das Jahr der Entlastung werden

Doch Planungssicherheit allein reicht nicht. Der Bürokratieabbau bleibt ein ebenso entscheidender Faktor. Das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats im BMWK war bereits 2025 ein deutlicher Weckruf: Überregulierung und Bürokratie gehören zu den größten Wachstumsbremsen der Bauwirtschaft. Komplexe Genehmigungen, uneinheitliche Auslegungen im Bau- und Datenschutzrecht und immer neue Auflagen hemmen Investitionen – besonders im Wohnungsbau. Die Mietenregulierung schreckt private Investoren ab und dämpft den ohnehin schwachen Neubau zusätzlich. 2026 muss daher das Jahr der echten Entlastung werden: Jede neue Regel muss ihren Nutzen belegen, Datenschutz muss innovationsfreundlicher gestaltet werden, digitale Planungs- und KI-Prozesse müssen endlich produktiv nutzbar werden und staatliche Verfahren dürfen den Fachkräftemangel nicht weiter verschärfen. Der von der Politik eingeführte Bundestariftreuegesetz-Komplex zeigt jedoch, wie schnell neue Bürokratiemonster entstehen – und wie dringend ein Umdenken ist.
Schiene: Bahn-Reform als Chance
Mit Blick auf die Schieneninfrastruktur kommt durch die Reform der Deutschen Bahn spürbar Bewegung in die Modernisierung. Die mittelständische Bauwirtschaft begrüßt die neuen Verantwortlichkeiten und klaren Strukturen innerhalb der DB und der DB InfraGO AG, die fünfjährige Finanzierungsbasis ab 2027 (LV InfraGO) sowie die Einrichtung einer Taskforce „Zuverlässige Schiene“. Parallel stehen jedoch weiterhin erhebliche Herausforderungen im Raum: Die Ausschreibungsqualität der Bahn ist vielfach unzureichend, Nachtragsprüfungen und Zahlungsprozesse dauern zu lange, und die Qualifizierung der jungen Projektleitenden sowie der Bauüberwachung bleibt unzureichend. Die Branche ist bereit, das von der Bahn ausgerufene „Sanierungsjahrzehnt“ aktiv zu unterstützen – Voraussetzung ist jedoch eine echte partnerschaftliche Zusammenarbeit mit klaren Entscheidungswegen, weniger Abstimmungsschleifen und mehr Fachkompetenz vor Ort.
Wohnungsbau: Trendwende nur mit verlässlichen Anreizen
Im Wohnungsbau wurden mit dem „Bau-Turbo“-Gesetz zwar wichtige Verfahrensvereinfachungen beschlossen, doch ohne finanzielle Anreize bleibt die zentrale Frage ungelöst: Wer kann sich heute überhaupt noch Neubau leisten? Für eine echte Trendwende braucht es 2026 langfristig verlässliche Förderprogramme, verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten, die Nutzung staatlicher Refinanzierungsvorteile für den Wohnungsbau und eine deutliche Reduzierung der regulierenden Eingriffe in den Mietmarkt. Bürgerinnen, Bürger und Investoren benötigen Planungssicherheit – nicht nur schnellere Genehmigungen.
Straßenbau: Finanzierung in der Krise
Sorge bereitet zusätzlich der Straßenbau. Die vorläufige Haushaltsführung, der temporäre Ausschreibungsstopp der Autobahn GmbH und das Fehlen neuer Planungen und Ausschreibungen nach dessen Ende in 2025 zeigen ein alarmierendes Bild. Ein Ende der Probleme ist nicht absehbar. Das Defizit bei der Finanzierung der Bundesfernstraßen liegt bei fast 15 Mrd. Euro bis 2029 – zur Verfügung gestellt werden in diesem Zeitraum lediglich 3 Mrd. Euro mehr. Die politisch angekündigte Kreditfähigkeit der Autobahn GmbH könnte einen Teil abfedern – aber diese ist noch bei weitem nicht in Sicht. Während die Deutsche Bahn erfolgreich Investitionsmittel akquirieren konnte, wirkte die Geschäftsführung der Autobahn GmbH in ihren Forderungen gegenüber der Bundesregierung, insbesondere gegenüber dem Bundesfinanzminister, in den vergangenen Monaten nicht überzeugend genug. Nach der Ankündigung des Bundeskanzlers aus dem Oktober soll alles, was baureif ist, auch gebaut werden. Wir tun uns noch schwer damit, auf diese Ankündigung zu vertrauen.
Mittelstand als Rückgrat der Wirtschaft
Trotz aller Herausforderungen bleibt eines klar: Der mittelständische Bau ist das Rückgrat der Branche und der gesamten Volkswirtschaft. Für seine volle Leistungsfähigkeit braucht er 2026 mittelstandsgerechte Ausschreibungen statt überkomplexer Großprojekte, verlässliche politische Entscheidungen, wettbewerbsfähige Energiepreise und Steuern, wirksame Investitions- und Abschreibungsanreize, qualifizierte Zuwanderung und Fachkräfteoffensiven, Klimaschutz mit Augenmaß sowie digitale Prozesse, die Innovation ermöglichen statt verhindern. Der Mittelstand sorgt für Wettbewerb, Innovation, regionale Wertschöpfung und Ausbildungsplätze – und ist damit unverzichtbar für die wirtschaftliche Erneuerung Deutschlands.
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Jetzt Weichen für 2026 stellen
Der Ausblick für 2026 ist damit klar: Wenn Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Infrastrukturunternehmen gemeinsam handeln, können zentrale Weichen gestellt werden – für eine moderne Infrastruktur, neuen Wohnraum, mehr Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und eine widerstandsfähigere Wirtschaft. Die mittelständische Bauwirtschaft ist bereit, diesen Weg aktiv mitzugestalten. Jetzt braucht es klare Entscheidungen, weniger Bürokratie und mehr Verlässlichkeit, um den dringend notwendigen Bau- und Investitionsschub auszulösen und Wachstum sowie Modernisierung entschlossen voranzubringen.
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